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Gesund führen – was moderne Chefs wirklich ausmacht

Allgemein Apr. 23, 2025
Gruppe junger Menschen mit Laptop und Smartphone – Teamarbeit und Austausch als Teil von Betrieblichem Gesundheitsmanagement

In einer Arbeitswelt, die immer schneller, digitaler und komplexer wird, steigt der Druck auf Führungskräfte spürbar. Doch mit dem Druck wächst auch ihre Verantwortung – insbesondere für die Gesundheit ihrer Teams. Wer heute führt, muss mehr können als Anweisungen geben. Es geht darum, ein Umfeld zu schaffen, das Stabilität, Orientierung und psychische Sicherheit bietet. Gerade betriebliches Gesundheitsmanagement gewinnt in diesem Zusammenhang an Relevanz, denn Führung entscheidet oft darüber, ob Mitarbeitende sich unterstützt oder alleingelassen fühlen.


Führen heißt: Verantwortung für Menschen übernehmen

Gesunde Führung beginnt dort, wo Belastungen sichtbar werden – und nicht erst, wenn es zu spät ist. In vielen Unternehmen besteht allerdings noch ein Missverständnis darüber, was „gesund führen“ tatsächlich bedeutet. Es geht nicht um Wohlfühlklima oder weiche Gespräche. Es geht darum, achtsam zu beobachten, konsequent zu handeln und klare Grenzen zu setzen – für andere und für sich selbst.

Denn wer dauerhaft unter Strom steht, überträgt diesen Stress unbewusst auf sein Team. Deshalb zählt auch die Selbstfürsorge zur Führungsaufgabe: Wer seine Ressourcen kennt und schützt, bleibt handlungsfähig – auch in kritischen Phasen. Nur so entsteht echte Präsenz, die Vertrauen schafft. Und genau dieses Vertrauen ist Voraussetzung dafür, dass Mitarbeitende offen über Belastungen sprechen – ein zentrales Element jeder präventiven Maßnahme.

Business-Gespraech zwischen Fuehrungskraft und Mitarbeitendem – Vertrauen und Dialog im Rahmen von Betrieblichem Gesundheitsmanagement

Zwischen Wertschätzung und Klarheit: Der Balanceakt moderner Führung

Moderne Führung ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch: Wertschätzend und fordernd. Offen und klar. Unterstützend und strukturiert. Wer diese Balance beherrscht, fördert nicht nur die psychische Gesundheit seiner Mitarbeitenden, sondern auch ihre Motivation und Leistungsbereitschaft.

Hier kommen Employee Assistance Programs (EAP) ins Spiel. Sie entlasten Führungskräfte, indem sie als externe, neutrale Beratungsstelle fungieren. Sie bieten Mitarbeitenden Hilfe bei persönlichen oder beruflichen Problemen, ohne dass diese sich vor Kolleginnen oder Vorgesetzten öffnen müssen. Führungskräfte müssen also nicht alles selbst lösen – aber sie sollten wissen, wann sie wohin verweisen können. Diese Schnittstelle ist entscheidend, wenn es darum geht, Frühwarnsignale ernst zu nehmen und professionell zu reagieren.

Gesunde Führung erkennt, wann Hilfe nötig ist – und holt sie aktiv dazu

Nicht jeder Konflikt lässt sich im Gespräch mit der Führungskraft lösen. Nicht jede Überlastung ist offensichtlich. Genau hier setzt moderne, verantwortungsvolle Führung an: Sie schafft Raum für professionelle Unterstützung. Statt zu übergehen oder zu relativieren, wird aktiv Hilfe angeboten – zum Beispiel durch ein gut etabliertes EAP.

Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements stellt das EAP ein effektives Instrument dar, um sowohl individuelle als auch organisationale Belastungen abzufedern. Ob psychische Krisen, private Probleme oder arbeitsbezogene Spannungen – Mitarbeitende erhalten schnelle, anonyme Hilfe. Führungskräfte müssen nicht therapieren, aber sie müssen wissen, wie sie Türen öffnen.

Ein wirksames Betriebliches Gesundheitsmanagement baut genau auf diesem Zusammenspiel von interner Verantwortung und externer Unterstützung auf.

Holzbloecke mit der Abkuerzung EAP – Employee Assistance Program als Teil von Betrieblichem Gesundheitsmanagement

„Manchmal braucht gute Führung einfach ein professionelles Gegenüber“

Interview mit Anna Rehfeld, HR-Leiterin bei MEBRA Technik GmbH

portal-regional.com: Frau Rehfeld, was bedeutet für Sie persönlich „gesunde Führung“?

Anna Rehfeld: Gesunde Führung beginnt für mich mit Aufmerksamkeit – und endet bei Haltung. Es geht darum, Menschen ernst zu nehmen, ohne sie zu therapieren. Viele Führungskräfte denken, sie müssten für alles eine Lösung haben. Dabei ist Zuhören oft der wichtigste erste Schritt.

portal-regional.com: Wie erkennen Sie, ob Führung im Unternehmen tatsächlich gesund funktioniert?

Rehfeld: Daran, wie offen die Kommunikation ist. Wenn Mitarbeitende sich trauen, Belastungen oder Konflikte früh anzusprechen, zeigt das: Die Führungskraft schafft Sicherheit. Wer hingegen durch Schweigen auffällt, hat oft kein Vertrauensverhältnis. Ein gutes Teamklima ist kein Zufall – es ist immer auch ein Ergebnis guter Führung.

portal-regional.com: Welche Rolle spielt das Employee Assistance Program (EAP) bei Ihnen?

Rehfeld: Eine zentrale. Wir arbeiten mit einem externen Anbieter zusammen, den alle Mitarbeitenden anonym kontaktieren können – ob wegen familiären Problemen, psychischer Belastung oder arbeitsbezogener Themen. Für uns als Personalabteilung ist das eine riesige Entlastung. Denn Führung heißt nicht, Therapeut zu sein – sondern zu wissen, wann man professionelle Hilfe anbietet.

portal-regional.com: Wie reagieren Ihre Führungskräfte auf das Angebot?

Rehfeld: Am Anfang gab es Unsicherheit – das ist normal. Doch inzwischen sehen viele darin ein Werkzeug, das ihnen Sicherheit gibt. Niemand wird allein gelassen. Es gibt konkrete Ansprechpartner, klare Prozesse, aber vor allem Vertrauen in die Vertraulichkeit. Diese Kombination funktioniert.

portal-regional.com: Was würden Sie anderen Unternehmen raten, die ein EAP einführen möchten?

Rehfeld: Früh kommunizieren. Transparent erklären, was das EAP ist – und was nicht. Führungskräfte schulen. Sorgen ernst nehmen. Und den Mitarbeitenden klarmachen: Dieses Angebot ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Ressource für alle. Gute Führung erkennt, wann sie loslassen muss – und jemand anderen ranlässt.

portal-regional.com: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Rehfeld.

Anna Rehfeld: Sehr gern.

Besser führen – besser arbeiten

Wenn Führung auf Vertrauen, Aufmerksamkeit und Klarheit basiert, entsteht ein Arbeitsumfeld, das sowohl leistungsfähig als auch gesund bleibt. Die Aufgabe von Führungskräften endet nicht am Schreibtischrand – sie beginnt genau dort. Wer gut führen will, braucht Werkzeuge, Strukturen und vor allem die Bereitschaft, Menschen in ihrer ganzen Komplexität ernst zu nehmen.

Moderne Unternehmen erkennen: Gesunde Führung ist kein Zusatz, sondern ein Muss. Sie schützt nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch die Führungskraft selbst. Mit einem EAP im Hintergrund und einer klaren Haltung im Vordergrund wird aus Verantwortung Wirkung – und aus Führung Vertrauen.

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